Damian Brot

Schuldenberatung im Open Place

Corina Küttel: Corina Küttel berät im Open Place überschuldete Menschen (Foto: Inka Grabowsky)

Das Begegnungszentrum der evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen öffnet die Tür für die Schulden- und Budgetberatung der Caritas Thurgau.
Inka Grabowsky,
Was tun bei Mietschulden? Wie geht man mit einer Betreibung um? Welche Rechte hat ein Schuldner? Was darf ein Inkasso-Unternehmen an Gebühren verlangen? Solche und ähnliche Fragen beantworten Corina Küttel, Petra Hangartner und Simone Rutishauser neuerdings alle zwei Wochen montags im Kreuzlinger Open Place. Sie bilden das Schulden- und Budgetberatungsteam der Caritas Thurgau. «Bisher waren wir nur in Weinfelden vertreten. Nachdem wir eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton abgeschlossen haben, bieten wir zusätzlich in Kreuzlingen und Frauenfeld Beratungen an» erklärt Küttel. Für das Open Place, das Begegnungszentrum der evangelischen Kirchgemeinde, ist das ein Glücksfall, wie Pfarrer Damian Brot meint: «Wir sind eine Anlaufstelle für Menschen mit vielerlei Problemen. Die Schulden- und Budgetberatung ergänzt ideal die Sozial-Beratung, die ich anbiete.»

Hilfe ist möglich
Die Beratungen sind ein Angebot der Caritas Thurgau, dem Hilfswerk der katholischen Landeskirche, aber sie sind nicht religiös. Trotzdem hat ein Gespräch mit der Schuldenberaterin etwas von einer Beichte: «Man darf uns alles erzählen. Wir unterliegen der Schweigepflicht», sagt Corina Küttel. Für eine fundierte Beratung sind nicht nur Offenheit und Ehrlichkeit, sondern auch Unterlagen wichtig. Eine Liste aller Schulden gehört auf jeden Fall dazu, ebenso wie Einkommensnachweise, Versicherungspolicen, Arbeits- und Mietvertrag oder die Steuerberechnung. «Der erste Anruf oder der erste Besuch bei uns sind ein grosser Schritt. Viele sind danach erleichtert, auch weil sie einmal über ihre Probleme reden können. Im privaten Umfeld verschweigt man finanziellen Probleme oft.» Beim Erstkontakt sondiert die Expertin, was die Ratsuchenden erreichen möchten. Je nach Lebenssituation muss er oder sie vielleicht lernen, mit Schulden zu leben und die Ausgaben besser zu priorisieren. Für manche ist ein Privatkonkurs sinnvoll, bei anderen ist eine Schuldensanierung möglich. «Sie dauert gut dreieinhalb Jahre. Einfach ist das nicht», warnt Küttel. «Deshalb verlangen wir auch eine dreimonatige Probezeit, in der der Klient unter Beweis stellen muss, dass er sich an ein Budget halten kann. Erst dann verpflichten wir uns vertraglich, mit allen Gläubigern Abzahlungsmodalitäten auszuhandeln.»

Sanierung ist aufwändig
Die 35-Jährige hat grosse Erfahrung. «Oft können wir Abschläge erreichen, weil wir für die Gläubiger im Rückzahlungsplan sehr transparent erfassen, was der Schuldner zu leisten im Stande ist. Überraschend viele Unternehmen stimmen einem Teilverzicht zu. Nach jahrelangem Warten auf das Geld wollen auch sie mit dem Kapitel abschliessen.» Einer Sanierung müssen alle Gläubiger zustimmen. Das zu erreichen ist mit grossem Aufwand verbunden. Umso schöner ist es dann, wenn jemand nach den drei Jahren aus den Schulden heraus ist. «Wir hoffen auf einen präventiven Effekt. Wer so lange vernünftig gewirtschaftet hat, bleibt dabei.»

Rat statt Kredit
Ganz wichtig ist es Corina Küttel zu betonen, dass die Schuldenberatung der Caritas kein Geld gibt, sondern Ratschläge. «Ich warne ausdrücklich vor kommerziellen Anbietern, die verschuldeten Menschen einfach einen neuen Kredit vermitteln wollen, um alte Rechnungen zu begleichen. Damit löst man kein Problem, sondern erhöht schlicht die Schuldenlast.» Je früher man sich Hilfe hole, desto besser. «Leider ist oft erst die Lohnpfändung der Anlass, sich an uns zu wenden.» Die leichte Verfügbarkeit von Krediten ist für Corina Küttel eine der Ursachen für das Tappen in die Schuldenfalle. «Online kommt man in Minutenschnelle zu Geld von unseriösen Verleihern. Aber es fehlt eben auch vielen Menschen an Finanzkompetenz. Die Kinder lernen nicht von ihren Eltern, geduldig auf etwas zu sparen.»


Die Schulden- und Budget-Beratung wendet sich an alle Menschen mit einem Wohnsitz im Thurgau. Die rund halbstündigen «Walk-in»-Beratungen ohne Termin im Open Place sind kostenlos. Eine ausführliche Budgetberatung und die Schuldensanierung mit der Begleitung über drei Jahre müssen jedoch bezahlt werden.

Die Beraterinnen sind alle zwei Wochen am Montag von 08.30 bis 12 Uhr und 12.30 bis 16 Uhr vor Ort.

Daten Kreuzlingen 2024

Zurzeit sind keine Daten bekannt.

Bereitgestellt: 05.04.2024